Gedenkkonzert am 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz
Wo Worte nicht hinreichen
An diesem denkwürdigen Tag besteht das Konzertprogramm aus drei Kompositionen, die in besonderer Weise die Musik im Holocaust reflektieren.
Zum ersten Mal erklingt das neue Werk „Aus Geigen Stimmen“ von Berthold Tuercke. Dessen Untertitel „mit 53 Geigen, 1 Bratsche, 1 Cello und gemischtem Chor für die geretteten ‚Violins of Hope‘ des Amnon Weinstein“ bezieht sich auf die geretteten Instrumente, die der israelische Geigenbauer Weinstein von Holocaust-Opfern zusammengetragen hat. Es sind genau diese Originalinstrumente, die in unserem Konzert von den Musikerinnen und Musikern des RSB tatsächlich zum Klingen gebracht werden, während der RIAS Kammerchor mit gesprochenen und gesungenen Wortfetzen das Unsagbare heraufbeschwört.
Es folgt das Streichtrio des so hochbegabten wie gezwungenermaßen frühreifen, tschechischen Komponisten Gideon Klein, in winziger Miniaturnotenschrift heimlich zu Papier gebracht im Oktober 1944 im Ghetto Theresienstadt, neun Tage vor dem Abtransport des 25-Jährigen nach Auschwitz, wo er im Außenlager Fürstengrube noch am 27. Januar 1945, dem Tag der Befreiung des KZ, sterben musste.
Das Streichquartett Nr. 5 des polnisch-jüdischen Komponisten Mieczysław Weinberg aus dem Jahre 1945 spiegelt nicht die Situation eines Todgeweihten, wohl aber die eines von gewaltsamen Toden in seinem unmittelbaren Umfeld vielfach Gezeichneten. Auf der Flucht Richtung Osten musste der im selben Jahr wie Gideon Klein geborene Musiker 1939 seine jüngere Schwester zurücklassen, weil ihre Schuhe das Weitergehen verhinderten. Sie starb wie Weinbergs Eltern schon bald durch die Nazi-Schergen, ohne dass der Bruder davon Kenntnis erhielt. Das Streichquartett Nr. 5 des
engen Mitarbeiters von Dmitri Schostakowitsch, der sich im sicheren Hinterland der Sowjetunion grausam schuldig fühlte vor den unmittelbar vom Krieg Betroffenen, spiegelte all die fürchterlichen Ahnungen und bitteren Gewissheiten. Ein verzweifeltes Hoffen auf eine bessere Welt ist Weinberg bis zu seinem Tod 1996 dennoch nie abhanden gekommen.
Konzerteinführung: 19.10 Uhr, Südfoyer,
Steffen Georgi
Programm
Berthold Tuercke
Aus Geigen Stimmen“ mit 53 Geigen, 1 Bratsche, 1 Cello und gemischtem Chor für die geretteten „Violins of Hope“ des Amnon Weinstein
(Uraufführung)
Gideon Klein
Trio für Violine, Viola und Violoncello, bearbeitet als Partita für Streichorchester von Vojtech Saudek
Mieczyslaw Weinberg
Streichquartett Nr. 5 (Fassung für Streichorchester)
Vladimir Jurowski, Dirigent
RIAS Kammerchor
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Ich habe 2 Karten für jeweils € 36,-. Die Bezahlung kann per Paypal oder Überweisung erfolgen. Es gibt noch Karten, weitere Interessierte müssten sich selbst eine Karte buchen.
https://www.rsb-online.de/konzerte/gedenkkonzert-zu-80-jahren-befreiung-auschwitz/