Braucht der Mensch unbeweisbare oder fantastische Annahmen für sein Weltbild, also Ideen, die weder auf beobachtbaren Tatsachen noch auf Logik beruhen?
Der Begründer der Soziologie und des Positivismus August Compte stellte die These auf, dass die Religion generell einen kindlichen Charakter hat und sich auch an derartige Menschen richtet. Die Metaphysik, also spekulative pseudophilosophische Gedanken über das Wesen der Welt, sei angemessen für heranreifende oder unreife Menschen. Reife Menschen hingegen sollten sich an empirisch nachweisbare Tatsachen halten oder an Aussagen, die sich daraus ableiten lassen.
Damit umreißt er die Position des Positivismus.
Viel spricht für die Vorsicht in Bezug auf das Irrationale. Historisch gesehen hatten unbeweisbare Glaubensannahmen oft einen sehr negativen Einfluss auf die menschliche Kultur und den wissenschaftlichen Fortschritt.
Was aber wird aus Träumen, Mythen, Fantasien, lyrischen Verklärungen der menschlichen Verhältnisse, aus unseren Vorstellungen der Liebe, historischen oder fantastischen Vorbildern?
Was wird aus den Geschichten und Bildern, die uns als Gesellschaft inspirieren und Orientierung geben? Der Soziologe Hartmut Rosa vertrat kürzlich in einem öffentlichen Vortrag die Ansicht, Demokratie brauche Religion. Ohne gewisse metaphysische Annahmen habe der Mensch keine Orientierung, drohe sich selbst und den Sinn des Lebens aus den Augen zu verlieren - so Hartmut Rosa.
Wer hat recht? Welche unbewiesenen, unbeweisbaren oder fantastischen Annahmen in Bezug auf das Weltbild sind vertretbar oder sogar nötig, da sie mehr Nutzen als Schaden bringen?
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